Irland - Zu Gast auf der grünen Insel
Wo die Liebe hinfällt, heisst es im Volksmund. Bei mir fiel die Liebe auf ein relativ überschaubares Eiland namens Irland. Viele Menschen zieht es in den Süden, um nach "La dolce vita" zu suchen. Mich nicht. Mir hat es in den vergangenen Jahren mehr und mehr der rauhe Norden Europas angetan. Ich mag die Extremen. Entweder equatoriale Tropen oder Richtung Polarkreis. Dazwischen finde ich meist nur gemässigten Einheitsbrei. Während viele Deutsche wohl vom Haus in der Toskana oder in der Provence träumen, sehe ich mich eher in einem alten Cottage, irgendwo an der irischen Atlantikküste wohnen. Am liebsten zwischen Dingle, Tralee und Cahirciveen. Das Wetter im Südwesten von Irland wird von milden Wintern und sonnen- wie regenreichen Sommern geprägt. Damit könnt ich schon gut was anfangen. Und die bodenständige und herzliche Freundlichkeit der Iren ist regelrecht ansteckend. Kein Wunder, in einem Land, in dem fast jeder ein Musiker ist. Wie zitierte Johann Gottfried Seume so trefflich: "Dort wo man singt, lass dich ruhig nieder, böse Menschen haben keine Lieder". Aber natürlich ist auch in Irland nicht alles Gold was glänzt. Selbst in Irland ist man nicht davon befreit, einen kritischen Blick hinter die Fassaden von pittoresken Landschaften und der Freundlichkeit der Menschen zu werfen. Denn, wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten.
Mit dem Reisebus durch Irland zu tuckeln, ist ein bequemer und vor allem sehr informativer Weg, die Insel kennen zu lernen. Für die ersten sieben Tage unseres Trips haben wir uns für diese Art der Fortbewegung entschieden. Unterwegs mit einer netten Reisegruppe und mit einer Reiseleiterin ausgestattet, die sowohl liebevoll aber auch offen und ehrlich über ihr Land und ihre Landsleute zu berichten wusste, hatten wir ein perfektes Tourerlebnis. Da das Wetter, wie bei unseren Reisen mittlerweile fast schon üblich, traumhaft war (1 Regentag auf 12 Reisetage) erschien uns die grüne Insel nochmals grüner als erwartet.
Unser Wunsch nach Unabhängigkeit beim Reisen, wurde für die restlichen Tage unseres Irlandaufenthalts durch ein Leihauto verwirklicht. Das Abenteuer Linksverkehr wollte erlebt werden. Ein Fahrzeug zu mieten ist einfach. Auch das Fahren selbst fiel, trotz Linksverkehr, leichter als gedacht. Der Autoverkehr in Irland ist aber auch um Längen entspannter, als der heimatliche. Und so ging es nach unserer Rückkehr mit dem Bus nach Dublin nochmals mit dem Auto quer über die Insel. Unser Ziel war das in der Nähe von Tralee gelegene Ballyseede Castle. Ein altes irisches Schloss aus dem 16. Jahrhundert. Die Buchung hatten wir bereits von Deutschland aus getätigt und nun waren wir gespannt wie die Regenschirme auf unsere Unterkunft.